Quasibataks Abenteuer in Berlin und überall

Quasibatak ist zurück!

Wir Berlina sind ja bekanntlich Harmlos, ham 'ne sprichwörtliche Schnautze aber ooch nen großet Herz. Eene unsra unbeliebten Eijenschaften is it, dat wa imma wat zum Meckan ham - Halt! Nein! - broochen. Meckan is wichtich um Luft abzulassen, für't innere Gleechjewicht sozusajen. Um den Kopp frei zu kriejen. Und es tut darüber hinaus ja eejentlich keenen Weh. (Na jut, sajen wa mal fast keenen..)

Um diesa Leidenschaft der trockenen Ironie nachzujehn, melde ich mir nun zurück mi'm Blog den die Welt nich broocht. Hier mecka ich, worüber mir grad lustich is.. ma im Berlina Jargon, ma in richtjet Deutsch.

Een Berlina kann natürlich nur leidenschaftlich über Dinge meckan, die ihm lieb und teua sind.

Thursday, January 7, 2010

Hintergrund: Die Deutsche Bahn

Ich bin kein Vielfahrer aber überzeugter Bahn-Fernfahrer. Bahn fahren ist bequem und auch durchaus sicherer und umweltfreundlicher als der PKW. Besonders dass man sich in der Bahn unangeschnallt herum fletzen kann - sofern Platz ist - und sich auch mal ab und an während der Bahnfahrt die Beine vertreten - zumal man sowieso im Normalfall mehr Beinfreiheit hat - finde ich ein überzeugendes Argument.

Klar, die Bahn ist sprichwörtlich und stets hoffnungslos verspätet. Aber ist es das Auto nicht auch? Als Bahnfahrer benötigt man eine gehörige Portion Geduld. Humor und unerschütterlicher Optimismus gepaart mit einem Hauch Realismus kann nicht schaden um Bahn fahren zu einer angenehmen Angelegenheit machen zu können.
Die häufigsten Gründe für eine Verspätung ist schlechtes Wetter. Die Bahn benötigt eine angenehme Betriebstemperatur die leider selten erreicht wird. Es darf nicht zu heiß, zu kalt, zu feucht oder zu trocken sein, damit eine Bahnfahrt einwandfrei funktioniert. Tödlich für die Bahn ist ein zu hohes Fahrgastaufkommen. Dem wird aber intensiv mit einer undurchschaubaren Preispolitik entgegen gewirkt. Dennoch ist die Bahn neuerdings für jederman geeignet. Es gibt nun ein Deutschlandticket, mit dem man für einen bezahlbaren Preis endlich spontan durchs ganze Land bummeln kann. Vielfahrer können die Vorteile der überteuerten Bahncard nutzen. Dabei ist zu sagen, dass sich die Bahncard 50 inzwischen nur noch für Vielfahrer lohnt, die über Bundeslandgrenzen fahren müssen, dabei aber nicht sehr weit unterwegs sind. Langstreckenfahrer wie ich fahren am besten mit Sparpreisen. Fernfahrer, die ihre Fahrten nicht langfristig genug im Voraus planen können, steigen am Besten auf die Mitfahrzentrale um, wenn sie preiswert reisen wollen.

Apropro Umsteigen: Wenn Sie nicht unendlich viel Zeit haben, vergessen Sie's einfach. Denn in 70% meiner Bahn-Erfahrungen war die Bahn allein wegen technischer Störung verspätet - und die sind in besonderem Maße unvermeidbar. Lassen Sie sich also niemals einen Sitzplatz reservieren, wenn sie Umsteigen müssen. Schon garnicht, wenn Sie zu Ihrem reservierten Sitzplatz ersteinmal 3 Stunden mit einem Zubringerzug fahren müssen. Reservierung lohnen sich nur dann, wenn Sie mit dem ÖPNV direkt zu Ihrem Platz kommen und nicht oder nur wenig umsteigen müssen. Aber auch hier Zeitpuffer einplanen! Sicher ist sicher. Auch wenn der ÖPNV im Gegensatz zur Deutschen Bahn meistens pünktlich ist.

In 20% der von mir miterlebten Verspätungen ist die Ursache erhöhtes Verkehrsaufkommen. Das mag entweder am S-Bahn-Ersatzverkehr liegen, oder an erhöhtem Fahrgastaufkommen, oft liegt es aber an anderen Zügen, die wegen technischer Probleme verspätet sind und Gleise und Bahnsteige blockieren.

Wir Berliner sind in Sachen Verspätungen Dank des DB-Tochterunternehmens Berliner S-Bahn längst desillusioniert. Seit Juni 2009 fahren die Züge der Berliner S-Bahn nicht mehr Fahrplanmäßig. Die eindeutig identifizierte Ursache ist mangelnde Wartung. Die S-Bahn hat vor einigen Jahren ihre Flotte komplett ausgetauscht und besteht nun zu 75% aus dem selben Modell das bei mangelnder Wartung durchweg die selben Mängel aufweist. Beispielsweise defekte Bremsen. Da die S-Bahn an Personal und Wartungen sparen muss - auf Anordnung des DB-Konzerns - werden bereits seit Jahren keine Wartungen im erforderlichen Maße mehr durchgeführt. Als nun erhebliche Mängel im Juni 2009 festgestellt wurden, mussten 67% der S-Bahnflotte eingezogen werden. Gut einen Monat später wurden die Bremsfehler entdeckt, woraufhin 75% der Flotte auf Grund dieser Sicherheitsmängel eingezogen wurde. Zu diesem Zeitpunkt gab die Bahn bereits bekannt, dass die Berliner S-Bahn bis Dezember nicht mehr fahrplanmäßig eingesetzt werden kann. Januar 2010 schätzte man bereits, dass die Überholung der Flotte noch bis 2013 Einschränkungen mit sich bringen wird.
Ebenfalls im Dezember 2009 gab die Bahn bekannt, dass ein bestimmter Typ ICE-Züge aus dem Verkehr gezogen werden und gewartet werden muss. Die Kunden der Deutschen Bahn müssen mit Einschränkungen bis Mitte März rechnen. Nun, lassen wir uns nichts weiß machen. Das wird noch dauern.

Als im Dezember erhebliche technische Störungen zu Verspätungen und Zugausfällen führten, schoben Sprecher der Deutschen Bahn dies auf die Neigungstechnik der ICEs und den kalten Winter. Sofort wurde der Hersteller verantwortlich gemacht. Seltsam, denkt sich der Bahnkritische Berliner, die ICEs mit Neigungstechnik sind schon seit 10 Jahren auf den Strecken unterwegs und haben Störungsfrei weit kältere und extremere Winter überstanden. Kurze Zeit später hagelte es erste Kritiken wegen - na was wohl - mangelnder Wartung.