Quasibataks Abenteuer in Berlin und überall

Quasibatak ist zurück!

Wir Berlina sind ja bekanntlich Harmlos, ham 'ne sprichwörtliche Schnautze aber ooch nen großet Herz. Eene unsra unbeliebten Eijenschaften is it, dat wa imma wat zum Meckan ham - Halt! Nein! - broochen. Meckan is wichtich um Luft abzulassen, für't innere Gleechjewicht sozusajen. Um den Kopp frei zu kriejen. Und es tut darüber hinaus ja eejentlich keenen Weh. (Na jut, sajen wa mal fast keenen..)

Um diesa Leidenschaft der trockenen Ironie nachzujehn, melde ich mir nun zurück mi'm Blog den die Welt nich broocht. Hier mecka ich, worüber mir grad lustich is.. ma im Berlina Jargon, ma in richtjet Deutsch.

Een Berlina kann natürlich nur leidenschaftlich über Dinge meckan, die ihm lieb und teua sind.

Monday, October 29, 2012

Denkanstoß

„Schließlich stellt das apokaliptische Potential der Technik – ihre Fähigkeit, den Fortbestand der Menschengattung zu gefährden oder derer genetischen Unversehrtheit zu verderben oder sie willkürlich zu ändern oder gar die Bedingungen höheren Lebens auf der Erde zu zerstören – die metaphysische Frage, mit der die Ethik nie zuvor konfrontiert war, nämlich, ob und warum es eine Menschheit geben soll; warum daher der Mensch so, wie ihn die Evolution hervorgebracht hat, erhalten bleiben, sein genetisches Erbe respektiert werden soll; ja, warum es überhaupt Leben geben soll.“
(Hans Jonas: Technik, Medizin und Ethik. Praxis des Prinzips Verantwortung. Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 1987 S. 48)

Lassen wir den Vater der Wasserstoffbombe darauf antworten: 
„Der technische Mensch soll das, was er verstanden hat, anwenden [… und] sich dabei keine Grenzen setzen“ soll Edward Teller gesagt haben.
(in Edward Teller. Portrait. Bild der Wissenschaft. 1975, Heft 10, S. 94-116)

Monday, August 27, 2012

Bahn fahr'n

Entlich bin ich ma wieda Bahn jefahrn. So richtich mit ICE und so!
Nur ne kurze Strecke, Berlin-Hildesheim, etwa zwee Stunden. Berühmte Strecke, führt nämlich an Wolfsburg vorbei über Braunschweig. Ja, Kenner wissen, was jetzte kommt! Na klar! Signalstöhrungen! Wejen Signalstöhrungen konnte der Zuch nich volle Jeschwindichkeit fahrn. Zwee Stunden Fahrzeit plus halbe Stunde Verspätung.
Der janze Spaß nebs Unterhaltung für schlappe EUR 21,75 und Bahncard 25.

Und nu die Rückfahrt: Sparpreis 29,- für ICE war natürlich schon wech. Regulär wär'n EUR 48,- Sparpreis 44,-, mit Bahncard 25 nur EUR 33,-. Ich hab aba natürlich nochma jeschaut: Regional: um die 35 Euro, Rabatt schon mitjerechnet, und dafür jut 5 Stunden Bahnunterhaltung!!! (Regio fahrn ist also nich unbedingt billiger!!)
Also IC, zwo n'halb Stunden, dafür EUR 29,25 (incl BC 25 Rabatt).

Gloobste dit? Ick hab also für'n ICE wenjer jezahlt als für'n IC, und für'n Bummelzuch hätte ick noch mehr zahln müssen, bei doppelt so langa Fahrzeit! (OK, hab knapp ne Wocher vorher die Tickets jekooft) Und weita jeht's:

Ja wat n Spaß! Icke komm also in Hildesheim uff'n Bahnsteich, 20min Verspätung für die RE anjekündicht, die mich nach Hannover zum IC bringen soll. Icke, uff'n Fahrplan jeschaut, S-Bahn wird ooch nich schneller. Allet klar, werd den Anschluss nich mehr kriejen, runter zum Schalter, Zugbindung uffheben lassen und jefragt: Könne Se mir ne Verbindung raus jeben? Und kann ich eijentlich ooch mim ICE fahrn oda brauch ich dafür nen Upgrade?
Die junge Dame am Schalter: Hier, nehmen Sie den ersten, den Sie kriegen können.
Allet klar. Der erste uff'm Zettel war nen ICE.

In Hannover: Klar, IC war schon wech, hätte ja nur 15 min zum Umsteijen jehabt. Der nachfoljende ICE: ooch 15min zu spät. Außerdem keene Reservierungsanzeijen und überfüllt.
Ansajen:
"Gleis 9: ICE 651 nach Berlin Ostbahnhof. Heute mit 15 Minuten Verspätung" sowie:
"Gleis 9: ICE 651 nach Berlin Ostbahnhof. Die Reservierungsanzeigen der Sitzpältze sind ausgefallen." sowie:
"Gleis 9: ICE 651 nach Berlin Ostbahnhof. Die Wagen befinden sich in umgekehrter Reihenfolge."
"Gleis 9: ICE 651 nach Berlin Ostbahnhof. Heute auf Gleis 10. Sie finden es am selben Bahnsteig gegenüber." sowie:

"Gleis 9: ICE 651 nach Berlin Ostbahnhof; Wegen erhöhtem Fahrgastaufkommen sind die Pasagiere ohne Sitzplatzreservierung gebeten, den IC um 18:04Uhr von Gleis 9 zu nehmen."
Dit janze Repertoire für een eenzjen Zuch!

Na, da bin ich doch gleech zum Schaffner: Sajen Se, in Hildesheim hat man mir die Verbindung raus jesucht. Meine Zugbindung für'n IC wurde uffjehoben. Kann ich bei Ihnen mitfahrn?" Er kieckt meen Ticket an, denkt sich, endlich ma nen Fahrjast, den wa trotz 15min Verspätung, falscher Wajonfolje und fehlender Reservierungsanzeijen glücklich machen könn'.
Und nickt.

Am Ziel: Verspätung +/-0

Tuesday, August 14, 2012

Zur Energiepolitik

Lieba Herr Oettinger,

Ick versteh Ihre Kritik am Strompreis nich so recht. Hohe Strompreise sind doch super! Sie zwingen den Verbraucher, sich ma Jedanken übern Stromverbrauch und seine Stromeinsparpotentiale zu machen! Dit is doch Knorke, erste Sahne und enerjiepolitisch jewollt!
Also, junger Mann, nu verwirrn Se uns ma nich!

Was ich allerdings auch nicht verstehe ist, warum die, durch ihre zahlungskräftje Lobby vertretene Wirtschaft andere Strompreise zahlt und vonner Energiesteuer ausjenommen wird. Denn jerade inner Industrie is doch dit Energieeinsparpotential besonders hoch. Die Idee hinter der Energiesteuer war it doch, datt die Industrie sich ma Jedanken dazu machen sollte, wo se Strom einsparn kann und welche enerjiesparenden Maschinen und Jerätschaften man sich noch so ausdenken könnte.

Stattdessen belüjen sie die armen, zu bevormundenden, vor sich selbst zu schützenden Verbraucher, sei es mit eena undurchsichtijen Stromsparpolitik oder veralteten Energiesparklassen wie überteuerte A+++-Jeräte, die tatsächlich dem eijentlich aktuellen Stand der Technik entsprechen. Denn ein einfaches A+ entspricht immerhin den Technikstandard von vor 10 Jahren..

Wie auch immer.
Grüßen Sie Europa von mir!
Ihr Quasibatak

Tuesday, July 31, 2012

Leute, trennt euren Müll sauber!

Jestern las ich im Zuch nen Artikel inde Zeitung – leb grad im Sächsischen Bildungsexil – über die Arbeit am Fließband beim Dualen System Deutschland.

Mülltrennen is reinste Handarbeit!!!

Leuts, trennt euren Müll! Packt die Kadaver von eure Nachbars Katzen nich in die Jelben Säcke! Und schon jarnich die Stinkewindeln von eure Windelkinners! Is doch ekelhaft! Stellt euch did doch mal vor, den janzen Tach volljeschissne Windel aus die Wertstoffe zu sammeln. Stundenlang! Igittttt.. Wascht besser wie früher eure Jougurtbecher und Milchkartons wieder aus, macht die Deckelfolie von die Bechers ab und packt dit Zeuch wieder da rinn, wo‘t hinjehört!

Danke.

(Zum nachlesen: Bericht über die Arbeit in der Müllsortieranlage Droben ind Sachsen in der Sächsischen Zeitung für Görlitz, "Nichts für Empfindliche" am 30.Juli 2012)

Monday, July 30, 2012

Spießerhauptstadt Kleinmachnow - Vor den Toren Berlins

Im Mittelalter war es ein Privileg, in der Stadt zu wohnen. Heute wohnt man außerhalb der Stadtmauern.

Meen Heimatort war jeprächt von nem Mix aus Alteinjesessenen, Neuzujezogenen, Reichen, Normalverdienern, Waldorfschülern, Jymnasiasten, Jesamtschülern, Alten, Jungen, Familien, Alleinlebenden.

Kleinmachnow hat sich aba jewandelt. Schmierer verjaben den Namen „Neubonzengetto“ Recht ham se. Letztes Jahr habn noch Kinder im Springbrunnen uffm Markt jetobt, Diesjahr traut sich da keena mehr rein. Die Anwohner!

Vor mehr als zehn Jahren wurde hinter dem Sportplatz der Jesamtschule – weit weg von die Wohnhäuser – der Jugendclub wieder aufjebaut. Nun wird er jeschlossen. Die Anwohner..

Een neuet Busnetz wurde jeschaffen und nach nem halben Jahr wurden die Buslinien umverlecht. Die Anwohner…

Dreiß‘jerzonen jegen Lärmschutz wurden errichtet, in Straßen, die schon immer stark befahren waren. Dort kassiert die Polizei jetzt fleißig. Die Anwohner meenten, als se dit jekooft ham, war dit ja noch ne ruhije Dorfstraße. Echt? Kann ick mir jarnich erinnern. Hab da über 20 Jahre jewohnt und ruhich wars nur, wenn ma Baustelle war.

Die gloobten, in eene ruhije Jegend jezoojen zu seen. Ham die denn keene Ojen im Kopp?? Wo Zwanzigtausend Leute wohn‘ is nu ma Leben in de Bude. Obs den passt oder nich.

Monday, July 2, 2012

Die Tuchindustrie in Prato

Im 19. Jahrhundert war Italien als Billigproduzent konkurrenzlos in Europa. Durch Heimarbeit und den Einsatz von Kindern für die feinnotorischen Aufgaben an den Spinn- und Webmaschinen produzierte Italien so billig, dass andere europäische Tuchmacher aufgeben mussten. So auch die Schwäbische Alp

Heute wird der Billigmarkt vorallem mit durch die asiatischen Produzenten abgedeckt. Die Heimarbeiter und Billigproduzenten Italiens mussten aufgeben.
In Prato wurden diese Heimproduktionen ebenfalls von Chinesen übernommen, die dort nicht nur zu extrem günstigen Preisen produzieren können sondern auch viel schneller sind als wenn sie von China aus den Tuchmarkt bedienen. Viele der chinesischen Arbeiter wurden illegal nach Prato gebracht. Sie leben zu extremsten Bedingungen dort. Viele wohnen zu mehreren auf engsten Raum und schlafen direkt neben den Maschinen, die ihr Leben bestimmen.

Das Problem hat sich in den letzten Jahren der korrupten Politik Berlusconis so massiviert, dass die Behörden mit Razzien und Kontrollen ihm nicht Herr wird. Auf ein Italiener kommen in Prato zwei Chinesen. Mindestens die Hälfte ist Illegal. Das Problem der Illegalität ist längst kein rein behördliches oder innerpolitisches mehr. Es wird bereits auf der Ebene der Diplomatie um Lösungen gerungen.

Auch die italienische Tuchindustrie hat auf dem Markt zu kämpfen. Sie hat sich vorallem auf die Produktion im mittleren und höheren Segment spezialisiert. Insbesondere Wolle und Edelfasern wie Kamelhaar und Angora werden hier verarbeitet. Aber auch Kunstfasern wie Polyamid wird den garnen beigemischt. Recyclefasern aus den Resten die in der Weberei und beim Zuschnitt anfallen, aber auch aus der Kleidersammlung werden ebenfalls in großen Mengen verarbeitet.
Im mittleren Segment werden große Handelsketten bedient. Darunter H&M oder P&C. Das Tuch wird allerdings so hart kalkuliert, dass es keine Gewinne abwirft sondern nur die Produktionskosten deckt und die Betriebe so am Laufen hält.

Der Wettbewerbsvorteil der italienischen Tuchs liegt in der Qualität, dem Transport und den kurzen Produktions- und Lieferzeiten. Eine sorgfältige Produktion unter den richtigen Bedingungen sind für die Qualität ausschlaggebend. Gerade Stoffe aus höherwertigen Fasern wie Wolle birgen ein großes Transportrisiko. Die lange Reise im Container durch drei Klimazonen lassen die Wahre oft vorkommen. Ausfälle durch Schimmel oder Ungeziefer sind ein zu hohes Risiko für den langen Transport zur See

Vor allem Produzenten mit einem hohen Eigenkapital und großen Lagerkapazitäten können durch den Rohstoffeinkauf und die Rohproduktion auf Vorrat besonder schnell auf Kundenanfragen reagieren. Während die asiatischen Produzenten mehrere Monate Vorlauf brauchen und erst ab Mengen von 1000meter einer Sorte liefern können, kann ein schneller Produzent in Italien in sechs Wochen Stoffe selbst in geringen Mengen in gewünschter Farbe und Qualität liefern.

Francesco di Marco Datini. Der moderne Unternehmer des Mittelalters.


Francesco Datini wurde um 1335 in Prato als Sohn eines einfachen Weinhändlers geboren. Seine Eltern starben an der Pest um 1348. Datini wurde von seinen Nachbarn als Pflegekind aufgenommen.
Früh musste Datini zum Lebensunterhalt beitragen. Er arbeitete in verschiedenen Unternehmen in Florenz. 1350 ging er nach Avignon, damals ein wichtiges Handelszentrum, wo er erfolgreich begann, selbst handel zu treiben und heiratete 1376. 1383 zog es mit seiner Frau zurück nach Prato.

Datini machte Prato zu seinem Firmensitz. Als erster italienischer Kaufmann war es nicht nur Händler sondern Unternehmer einer modernen Holding. Datini besaß Tochterfirmen in 8 wichtigen Handelszentren in Europa: Prato, Florenz, Avignon, Pisa, Valencia, Genoa, Barcelona und Mallorca.
Seine Unternehmungen führte Datini per Schriftverkehr. Ein Brief war im Durchschnitt vier Wochen unterwegs. Dennoch rentierte sich der daraus entstehende Informationsvorsprung: Als Mehmed II. 1453 Konstanztantinopel eroberte, erhielt Datini diese Informationen vorab. Da der wertvolle Farbstoff Kaminerrot nur in der Region um Konstantinopel sowie in Spanien erhältlich war, konnte Datini genug Kaminer aus Spanien ordern bevor die Belagerung Konstantinopels bekannt wurde. Das brachte ihm hohe Gewinne ein.

Datini dokumentierte seine Geschäfte akriebisch. Er führte nicht nur Buch über die gesamten Finanzen seiner Unternehmungen, er führte auch Buch über die An- und Abwesenheit seiner Angestellten und sammelte seinen gesamten Briefverkehr in Prato. Die Dokumente dienten der Kontrolle und auch dem Künftigen Management. Briefe enthielten beispielsweise auch detailierte Marktanalysen, aktuelle Geschehenisse und privates. Sämtliche Schriftstücke wurden in den Arkaden in seinem Haus sicher eingemauert und blieben so der Nachwelt bis heute erhalten.

Aus den Schriften kann heute viel über das 14. und 15. Jahrhundert und insbesondere über das Unternehmertum des Mittelalters und der Wirtschaftswelt in Erfahrung gebracht und rekonstruiert werden. Sie stehen bis heute im Pratoer Haus von Datini zur Besichtigung und Erforschung zur Verfügung.

Made in Italy


Bis in die 1960er Jahre war die italienische Wirtschaft durch große Unternehmen geprägt. Die Wirtschaftspolitik Italiens unterstützte die Gründung kleiner Unternehmungen nicht. Dennoch verließen in den 70ern einige Fachkräfte die Großunternehmen und gründeten im direkten Umfeld der Kernunternehmen mit ihrem KnowHow kleine spezialisierte Firmen, die fortan im Wettbewerb mit den Großen standen.
Die Kleinen machten ihre Arbeit gut. Durch die Konkurrenz und die hohe Spezialisierung verschafften sie sich einen Wettbewerbsvorteil.

Heute bilden diese mittelständischen Unternehmen den Kern der Wirtschaft Italiens. Firmen der gleichen Branche stehen in direkter Konkurrenz um die Aufträge der Großen. Sie bilden Netzwerke und sind in direkter Nachbarschaft angesiedelt. So bilden sie Wirtschaftscluster.
Wenn nun ein Großes Unternehmen einen Auftag hat, sucht es sich in den Netzwerken diejenigen Unternehmen, die das nötige Wissen und die nötige Technik haben, um die Aufträge zu erfüllen. Dann erhalten diese den Auftrag, ein Muster zu liefern. Das Beste erhält den Zuschlag für die Fertigung. Diese starke Konkurrenz ist das Erfolgsrezept der hohen Qualität made in Italy.
Wenn Beispielsweise die Designer eines namhaftes Modeunternehmen ein neues Kleidungsstück entwerfen, suchen sie sich in den Clustern diejenigen Unternehmen heraus, welche die entsprechenden Garne spinnen und färben und die gewünschten Stoffe weben können. Dann beauftragen sie drei der in Frage kommenden Unternehmen mit der Herstellung eines Stoffmusters. Der Stoff mit den besten Eigenschaften und der besten Qualität wird anschließend in der gewünschten Menge produziert.

Dieser Auswahlprozess geschieht ohne Verträge und rechtlichen Grundlagen. Vertrauen ist die Basis der Schnelligkeit dieses Prozesses. Oft haben die kleinen Unternehmen 20 Abnehmer für ihre Produktion und stellen nur eine geringe Stückzahl der jeweiligien Produkte her. Die großen Unternehmen kaufen nur bei dem Besten der Besten für ihre Produkte ein.
Jedoch haben die Textilhersteller keine Patente an den Stoffen, die sie produzieren. Sie dürfen die Stoffe weder ihren anderen Abnehmern anbieten, noch weiter verarbeiten. Dennoch landen oft Stoffe, die nicht abgenommen wurden auf dem Schwarzmarkt als Fake der namenhaften Originale. Das hat aber nicht selten juristische Folgen.

Politisch wurde die italienische Wirtschaft jahrzehnte lang vernachlässigt. Dank der guten Vernetzung, der starken Konkurrenz und der Vertrauensbasis hat sich dennoch eine Industrie entwicket, die für ihre gute Qualität weltweit einen hervorragenden Ruf hat. Die Zugpferde liegen insbesondere im Mode- und Wohnbereich.
Das Erfolgsmodell Made in Italy ist weltweit einmalig. Keine andere Wirtschaftskultur besitzt die nötige Vertrauensbasis, um Italiens Erfolg nachahmen zu können.

Crespi D'Adda. Pionier der Industrialisierung in Italien.

Die Cristoforo Crespi gründete im Jahre 1878 am Fluß Adda eine Textilfabrik. Der Fluß lieferte die nötige Energie und das Wasser für die Färberei. In der Folge wurden Wohnhäuser für die benötigken Fachkräfte und ein Hotel für die Handelspartner und Vertreter in Fabriknähe errichtet.
Der Sohn des Industriellen brachte von seinen Auslandsreisen in das fortschrittlichere England die Idee der Arbeitersiedlung mit. Daraufhin beauftragten die Crespis einen Maschienenbauer mit der Unterstützung durch einen Architekten mit der Planung der Stadt Crespi d'Adda.

Das Zentrum der Stadt bildet kein Schloss und keine Kirche. Die gesamte Stadt ist auf die Fabrik ausgerichtet. Das höchste und zentralste Bauwerk ist der Fabrikschornstein. Um die Fabrik wurden die Wohnhäuser Amphitheaterartig ausgerichtet. Die Arbeiterhäuser beherbergten eine oder zwei Familien, je nach Familiengröße. Es gab fließend Wasser und Strom. Jedes Haus wird von einem Garten umrahmt, in welchem die Arbeiterfamilien Gemüse anbauten. Zudem eine Latrine, welche später zum Bad ausgebaut wurde.
In diesen Arbeiterhäusern zu wohnen, galt als Privileg. Das Wohnrecht war an eine Arbeit in der Fabrik geknüpft. Wer Arbeitsunfähig wurde, verlor sein Wohnrecht. Insgesamt waren 1000 Arbeiterwohnungen vorhanden. In den besten Zeiten beschäftigten die Crespis 4000 Menschen.
Außerdem gab es prachtvollere Häuser mit je vier Wohnungen für Angestellte, Ingenieure und Personal der Familie Crespi. In der Stadt gab es zudem eine Kirche, daneben die Schule mit Kindergarten, ein Gemeinschaftshaus, ein Waschhaus, ein Theater und ein Geschäft. Sogar ein Schwimmbad wurde durch die Crespis erbaut und mit Hilfe der Fabrikanlage und dem dazugehörigen Wasserkraftwerk mit fließend warmen Wasser versorgt. Kinder und Jugendliche mussten nachweislich einmal pro Woche dort baden.

Überhaupt sorgten die Crespis sehr für ihre Arbeiter. Nach einem harten 12-Stundentag in der feuchtwarmen Fabrik war Gartenarbeit an der frischen Luft an der Tagesordnung. Wer krank war, wurde vom ortsansässigien Arzt und im örtlichen Krankenhaus versorgt. Für schwere Fälle reservierte Crespi Betten im Universitätsklinikum in Mailand. Die Kinder erhielten sämtliche Schulmaterialien und eine warme Mahlzeit von der Fabrik. Begabte Kinder wurden nach der dreijährigen Schulpflicht in die größeren Städte zur weiterführenden Schule gefahren. In den Ferien wurde für eine Ferienbetreuung und Kuren gesorgt.

Crespis selbst erbauten sich eine Burgartige, prunkvolle Villa in Crespi d'Adda. Wie die Fabrik vereinte sie viele angesagte Baustile in sich. Diese Villa diente der Familie als Sommersitz. Zu Festlichkeiten wurden auch Arbeiterkinder in die Villa geladen. Die Frau des Großindustriellen besuchte oft die Arbeiterfamilien und half ihnen aus, wo Mängel herrschten.
In Crespi d'Adda errichteten die Crespis ihr Monument auf dem eher nördlich geprägten,italien untypischen Friedhof.

Mitte des 20ten Jahrhunderts ging die Textilfabrik der Crespis in Konkurs. In der Fabrik wurden aber noch bis 2003 Textilien produziert. Seit 1995 gehört Crespi d'Adda zum Weltkulturerbe.
Heute sind die Häuser und Gebäude der Stadt in Privatbesitz. Vielfach haben die Erben der Arbeiter die Häuser und Grundstücke gekauft. Arbeit finden sie nun in den umliegenden Orten.

Die Bozener Bumser

Nach dem Ende des ersten Weltkriegs wurde Tirol geteilet. Südtirol ging als Reperationsleistung an Italien. Es folgte eine Politik der Italienisierung. Die Südtiroler müssten ihre Namen italienisieren und durften keine öffentlichen Ämter bekleiden. In den Schulen herrschte Deutschverbot. Südtirol verarmte.
 In den 30er Jahren schlossen Hitler und Massolini nach der Anekierung Östereichs ein Abkommen. Die Südtiroler durften nach Nordtirol einwandern. Wer in Italien blieb, wurde aber entgültig zum Italiener.
Durch den beginnenden Krieg nutzten jedoch nur wenige diese Chance.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges gehörte Südtirol weiter zu Italien. Die Südtirolpolitik wurde freundlicher. In den Friedensverträgen wurden der überwiegend deutschen Bevölkerung weitreichende Rechte zuerkannt. Diese wurden jedoch nicht umgesetzt. Die Südtiroler begannen den Widerstand. Ende der 60er Jahre eskalierte die Situation. Südtiroler Widerstandskämpfer attakierten die italienische Infrastruktur. Sie erhielten finanzielle und diplomatische Unterstützung von Nordtirolern und anderen Sympathisanten.
Auf dem Höhepunkt des Konfliktes sprengten südtiroler Attentäter gut zwei dutzend Strommasten bei Bozen. Das Echo der Detonationen ließ sie als die Bozener Bumser in die Geschichte eingehen.

Anfang der 70er Jahre wurde die Südtirolpolitik Italiens freundlicher. Südtirol erhielt weitgehende Zugeständnisse. Die Südtiroler durften ihre eigene Sprache und Kultur wieder pflegen. An den Schulen wurde wieder auf Deutsch unterrichtet und öffentliche Ämter standen auch den Südtirolern offen. Die Region dürfte 90% ihrer Steuern selbst verwalten, nur 10% werden an Rom abgegeben.
Südtirol investierte in die Infrastruktur und auch dank der guten Beziehungen zu Nordtirol und den deutschsprachigen Ländern wuchs die Wirtschaft rasch.
Heute gehört Südtirol zu den reichsten Regionen Italiens. Vor 50 Jahren noch undenkbar. Die wenigsten Südtiroler wünschen sich heute die Wiedervereinigung mit dem nun ärmeren Nordtirol.
Ob die Südtirolische Anerkennung ein Erfolg der Diplomatie der Sympathisanten oder der Sabotage war, ist umstritten. Der wirtschaftlichen Aufstieg ist jedoch ein Lehrbeispiel der regionalen Autonomie.

Thursday, January 5, 2012

Exemple fatal

Wulf wirkt auf mich erstaunlich glanzlos als Repräsentant der Bunderepublik. Er präsentiert sich geradezu perfekt als Mann ohne Rückgrat, und das mit voller Rückendeckung der Kanzlerin. Eigentlich einer, um den es nicht schade ist… Futter für die Geier.

Und die Geier sind hier die Medien. Allen voran Springer und Bild. Doch wer verfüttert Wulf an die Geier?

Wer steckt dahinter, dass Bild und Springer so eine Kampagne gegen ihn puschen?
Auch die überaus beschönigte Darstellung der wirtschaftlichen Lage lassen meiner Meinung nach eher die Vermutung zu, dass hier ganz derbe Vertuscht wird. Retuschierte Statistiken (traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast - die Bundesagentur für Arbeit gibt ja schließlich nicht nur die Statistiken heraus, sie hat auch ein großes Interesse daran, Erfolgsmeldungen in eigener Sache  zu verkünden)
Hinzu kommt die traurige Europapolitik. Ein Trauerspiel in, so scheint’s sinnlos vielen Akten…
Wulf repräsentiert nicht Deutschland. Wulf repräsentiert bestenfalls die Regierung Deutschlands. Die politische Klasse. Glanzlos, Skrupellos, Unmoralisch, Unkonkret. Ohne Werte, ohne Lösungen, ohne Ziel.

Deutschland, Europa und die Welt brauchen frischen Wind. Eine sanfte Revolution von Innen. Das Bewusstsein dafür, dass die Finanz- und Wirtschaftswelt eine Wende braucht, wächst stetig. Dass diese Wende zu mehr Tugenden, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit führen muss, zeigt das schlechte Beispiel Wulfs. Nein, es zeigt es nicht nur, es schreit es regelrecht heraus!
Der Fall Wulf zeigt deutlicher als alle Krisen zuvor, welch eine Ungerechtigkeit und Ungleichheit selbst in unserer so heilen Demokratie herrscht. Wulf predigt wie ein alter Bettelmönch immer und immer wieder: Ich tue doch nur das, was in meiner gesellschaftlichen Schicht üblich ist: Macht. Privilegien. Manipulation.

Unser System rast auf den Abgrund zu. Wir brauchen dringend neue Wege, neue Lösungen, neue Ziele.

Es gibt sie schon. Unzählige. Aber um sie zu begehen muss man seinem Gewissen folgen. Man braucht Mut, Werte, Tugenden.
Und Wissen - oder vielmehr ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass es andere Wege gibt.

Den schlechten Beispielen der Anderen zu folgen ist der falsche Weg.

Der Fall Wulf(s)


Nervt euch das auch? Es gibt nichts Wichtigeres auf der Welt: Wulf. Ein Mensch wie jeder andere, fehlbar. Bundespräsident.

Wer von euch regt sich eigentlich wirklich über Wulfs Fehler auf?

Worum geht es hier überhaupt?
Wird hier was vertuscht? 
Wozu brauchen sie einen Sündenbock? 
Wem wollen sie wirklich schaden? 
Was wird hier eigentlich gespielt? 
Wer steckt dahinter?

Ich wage es zu bezweifeln, dass es den Großteil der Bürger wirklich stört, das Bundespräsident Wulf den einen oder anderen Fehler macht und sie nicht gerne zugibt. Und darum frage ich mich, warum hacken die Medien so sehr auf ihm herum?