Quasibataks Abenteuer in Berlin und überall

Quasibatak ist zurück!

Wir Berlina sind ja bekanntlich Harmlos, ham 'ne sprichwörtliche Schnautze aber ooch nen großet Herz. Eene unsra unbeliebten Eijenschaften is it, dat wa imma wat zum Meckan ham - Halt! Nein! - broochen. Meckan is wichtich um Luft abzulassen, für't innere Gleechjewicht sozusajen. Um den Kopp frei zu kriejen. Und es tut darüber hinaus ja eejentlich keenen Weh. (Na jut, sajen wa mal fast keenen..)

Um diesa Leidenschaft der trockenen Ironie nachzujehn, melde ich mir nun zurück mi'm Blog den die Welt nich broocht. Hier mecka ich, worüber mir grad lustich is.. ma im Berlina Jargon, ma in richtjet Deutsch.

Een Berlina kann natürlich nur leidenschaftlich über Dinge meckan, die ihm lieb und teua sind.

Tuesday, January 29, 2013

Kinderbuchdebatte

Sprache veraltet.

Die wird so richtig runzelig und bekommt einen ganz langen grauen Bart. Alter hat seine eigene faszinierende Ästethik. Aber viele von den ganz alten sind schwer verständlich, vorallem für die ganz jungen.

Schruppelige alte Bücher sind was für Sprachnostalgiker und nichts für Leseanfänger. Und darum muss man ab und an mal Kinderbücher überarbeiten, die liften, updaten auf Version 2.0. Was um alles in der Welt nutzt das beste Kinderbuch, wenn die jungen Leser es nicht verstehen? Ja, da hat man se nun mal dazu jebracht, son scheenet Buch in die Hand zu nehmen, und dann? Ick hab Twain und Lindgren ooch vor über 15 Jahren jelesen und damals (mit Twain stärker als mit Lindgren) schon so meene Verständijungsprobleme jehabt - denn so manchet Wort verschwinden nun mal und dann muss man se aktualisieren. Darum geht es. Sonst landen die Bücher in der Ecke und die lieben Kleinen nehmen frustriert keins mehr in die Hand.

Und das trifft dann nicht nur den 'Negerkönig' der zum 'Südseekönig' wird. Das Wörtchen "Neger" ist nicht nur längst nicht mehr Teil der Alltagssprache, es ist zudem negativ aufgeladen und in unseren heutigem Sprachgebrauch hinein auch schlicht weg falsch übersetzt. Das Taka-Tuka-Land liegt in der Südsee. Und als ich als Kind Pippi Langstrumpf las hab ich nicht verstanden, wie der Afrikaner König in der Südsee geworden ist. Meine Assoziation damals: ok, 'Neger' sind Schwarzafrikaner und Afrika liegt nicht Südsee. Inzwischen hatte die Sprache über 15 weitere Jahre, sich in ihrer Bedeutung weiter zu ändern.
Die alten Kinderbuchklassiker sind aus einem ganz anderen Weltbild heraus entstanden. Nix Rassismus, Leute - zu Pippis und Karlsons Zeiten war die Welt rundherum nunmal weiß, und wer eine andere Hautfarbe hatte, den nannte man auch ohne bösen Hintergedanken eben so. Heute aber nicht mehr. Zu Lindgrens zeiten war das sicher noch korrekt, als sie ihren Südseekönig mit 'Negerkönig' beschrieb. Heute nicht mehr, heute passen die Wörte auch nicht mehr in den Kontext, in welchem sie stehen. Heute ist die Welt bunt und braucht bunte Bücher.
 
Die Geschichte vom Mohr liest denke ich mal kaum noch jemand. Oder diese schrecklichen prutalen Erzählungen aus dem Struppelpeter oder von Wilhelm Busch. Sicher höchstes Kulturgut, aber längst nicht mehr das, was ich einem kleinen Kind vorlesen würde. Das hört an der Stelle auf, an der Max und Moritz gemahlen und an die Gänse verfüttert werden. Todesstrafe für ihre dummen Streiche.

Familie Preußler hat das nun auch eingesehen, dass es den Kindern nicht unbedingt gut tut, in einem veralteten Vokabular unterhalten zu werden, das mitlerweile negative Assoziationen hervor ruft. In meinen Augen wird die Debatte aber übertrieben. Kinderbücher werden nicht umgeschrieben oder zensiert. Sie werden in einer neuen, aktualisierten Auflage heraus gegeben, in welcher sie wieder so übersetzt werden, wie Kinder sie verstehen und lieben. Seit Generationen.

Übrigends habe ich mich in Indonesien auch dagegen gewehrt, als 'bule' bezeichnet zu werden. Und wer hört schon gerne, dass man in manchen englischsprachigen Ländern 'Krauts' oder mancherorts gar 'Nazis' zu uns sagt? Natürlich ohne bösen Hintergedanken.. Und wer will das in einem englischsprachigem Kinderbuch lesen? Wie hätte man um 1933 darauf reagiert? Und wie liefe die aktuelle Diskussion, stände da ursprünglich nicht 'Neger' sondern 'Jude'?

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