Quasibataks Abenteuer in Berlin und überall

Quasibatak ist zurück!

Wir Berlina sind ja bekanntlich Harmlos, ham 'ne sprichwörtliche Schnautze aber ooch nen großet Herz. Eene unsra unbeliebten Eijenschaften is it, dat wa imma wat zum Meckan ham - Halt! Nein! - broochen. Meckan is wichtich um Luft abzulassen, für't innere Gleechjewicht sozusajen. Um den Kopp frei zu kriejen. Und es tut darüber hinaus ja eejentlich keenen Weh. (Na jut, sajen wa mal fast keenen..)

Um diesa Leidenschaft der trockenen Ironie nachzujehn, melde ich mir nun zurück mi'm Blog den die Welt nich broocht. Hier mecka ich, worüber mir grad lustich is.. ma im Berlina Jargon, ma in richtjet Deutsch.

Een Berlina kann natürlich nur leidenschaftlich über Dinge meckan, die ihm lieb und teua sind.

Monday, July 2, 2012

Crespi D'Adda. Pionier der Industrialisierung in Italien.

Die Cristoforo Crespi gründete im Jahre 1878 am Fluß Adda eine Textilfabrik. Der Fluß lieferte die nötige Energie und das Wasser für die Färberei. In der Folge wurden Wohnhäuser für die benötigken Fachkräfte und ein Hotel für die Handelspartner und Vertreter in Fabriknähe errichtet.
Der Sohn des Industriellen brachte von seinen Auslandsreisen in das fortschrittlichere England die Idee der Arbeitersiedlung mit. Daraufhin beauftragten die Crespis einen Maschienenbauer mit der Unterstützung durch einen Architekten mit der Planung der Stadt Crespi d'Adda.

Das Zentrum der Stadt bildet kein Schloss und keine Kirche. Die gesamte Stadt ist auf die Fabrik ausgerichtet. Das höchste und zentralste Bauwerk ist der Fabrikschornstein. Um die Fabrik wurden die Wohnhäuser Amphitheaterartig ausgerichtet. Die Arbeiterhäuser beherbergten eine oder zwei Familien, je nach Familiengröße. Es gab fließend Wasser und Strom. Jedes Haus wird von einem Garten umrahmt, in welchem die Arbeiterfamilien Gemüse anbauten. Zudem eine Latrine, welche später zum Bad ausgebaut wurde.
In diesen Arbeiterhäusern zu wohnen, galt als Privileg. Das Wohnrecht war an eine Arbeit in der Fabrik geknüpft. Wer Arbeitsunfähig wurde, verlor sein Wohnrecht. Insgesamt waren 1000 Arbeiterwohnungen vorhanden. In den besten Zeiten beschäftigten die Crespis 4000 Menschen.
Außerdem gab es prachtvollere Häuser mit je vier Wohnungen für Angestellte, Ingenieure und Personal der Familie Crespi. In der Stadt gab es zudem eine Kirche, daneben die Schule mit Kindergarten, ein Gemeinschaftshaus, ein Waschhaus, ein Theater und ein Geschäft. Sogar ein Schwimmbad wurde durch die Crespis erbaut und mit Hilfe der Fabrikanlage und dem dazugehörigen Wasserkraftwerk mit fließend warmen Wasser versorgt. Kinder und Jugendliche mussten nachweislich einmal pro Woche dort baden.

Überhaupt sorgten die Crespis sehr für ihre Arbeiter. Nach einem harten 12-Stundentag in der feuchtwarmen Fabrik war Gartenarbeit an der frischen Luft an der Tagesordnung. Wer krank war, wurde vom ortsansässigien Arzt und im örtlichen Krankenhaus versorgt. Für schwere Fälle reservierte Crespi Betten im Universitätsklinikum in Mailand. Die Kinder erhielten sämtliche Schulmaterialien und eine warme Mahlzeit von der Fabrik. Begabte Kinder wurden nach der dreijährigen Schulpflicht in die größeren Städte zur weiterführenden Schule gefahren. In den Ferien wurde für eine Ferienbetreuung und Kuren gesorgt.

Crespis selbst erbauten sich eine Burgartige, prunkvolle Villa in Crespi d'Adda. Wie die Fabrik vereinte sie viele angesagte Baustile in sich. Diese Villa diente der Familie als Sommersitz. Zu Festlichkeiten wurden auch Arbeiterkinder in die Villa geladen. Die Frau des Großindustriellen besuchte oft die Arbeiterfamilien und half ihnen aus, wo Mängel herrschten.
In Crespi d'Adda errichteten die Crespis ihr Monument auf dem eher nördlich geprägten,italien untypischen Friedhof.

Mitte des 20ten Jahrhunderts ging die Textilfabrik der Crespis in Konkurs. In der Fabrik wurden aber noch bis 2003 Textilien produziert. Seit 1995 gehört Crespi d'Adda zum Weltkulturerbe.
Heute sind die Häuser und Gebäude der Stadt in Privatbesitz. Vielfach haben die Erben der Arbeiter die Häuser und Grundstücke gekauft. Arbeit finden sie nun in den umliegenden Orten.

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